Hans Feigenwinter, Pianist, Bänz Oester, Bassist, Norbert Pfammatter, Schlagzeuger

 Feigenwinter 

 Oester 

 Pfammatter 

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Neue Zürcher Zeitung

Ueli Bernays, 9. November 2002


Hans Feigenwinter, Bänz Öster, Norbert Pfammatter – Review
Hans Feigenwinter, Bänz Öster, Norbert Pfammatter – Review

Routiniert, inspiriert
Das Piano-Trio Feigenwinter, Oester, Pfammatter im Moods

How Deep Is The Ocean? – Sehr tief wohl und sehr weit. Das Intro zu Irving Berlins Klassiker, gleichzeitig der Auftakt zum Konzert von Feigenwinter, Oester, Pfammatter am Donnerstag im gut besuchten Moods, lässt dies erahnen: Becken rauschen und zischen, der Kontrabass krault förmlich durch schwere Wasser, und am Flügel plätschern die Noten aus allen Registern. Nur langsam formt sich der offene Sound zur festen Struktur, in unteren Piano-Lagen fügen sich harsche Klänge zum Thema, das die Musiker aus den klangmaleri -schen Impressionen in einen sanften Swing zieht. Der Drummer Norbert Pfammatter spielt nun mit einer an Phlegma grenzenden Ruhe – ein anderer würde schleppen, er aber sorgt für Transparenz. Souverän auch der Bassist Bänz Oester, sparsam im Walking-Bass, schafft er Raumfür rhythmische Pointen. Und für motivische Dialoge mit dem Pianisten.

Hans Feigenwinter sitzt einen Meter weg vom Flügel, lehnt sich fast horizontal über die Tasten, das verschmitzte Gesicht nahe bei den Händen, die wie von alleine über Klaviatur tanzen. Wenn sie sich melodisch ergänzen oder miteinander über Motive dialogisieren, scheint es, als spielten sie auf zwei verschiedenen Instrumenten: gläserne Klänge in den Höhen, spröde Antworten in den Tiefen; mal setzt Feigenwinter die Akkorde mit der rechten Hand zu Improvisationen der linken, aber fugenlos werden die Funktionen wieder ausgetauscht. Und plötzlich fahren fünf Finger los, Feigenwinter dirigiert sich mit der freien Hand selber sanft durch rasende Läufe, die bis in die letzte Note hinaus Spielwitz und Inspiration erkennen lassen.

Feigenwinter, Oester, Pfammatter spielen nicht umsonst seit Jahren zusammen. Auch wenn der Pianist solitisch dominieren mag – die Musik lebt vor allem von schlafwandlerischer Sicherheit im Interplay, die ihr in Standards wie «Half Helson» und «This Is New» oder in Eigenkompositionen wie Oesters «Balloon» und Feigenwinters «The Tag» Abgeklärtheit und Wärme verleiht. Doch die drei können auch anders. «Au Privave» beispielsweise, der Blues von Charlie Parker, erweist sich als hitziges Bravourstück, das Trio gibt sich aufrührerisch, kämpferisch. Pfammatters Thythmik tönt nun aggressiver, kantig, Feigenwinter entwickelt einen geradezu ekstatischen Drive. – Und die Interpretation von «everything I Have Is Yours» schliesslich beweist, dass sich die Band trotz Routine weiterentwickelt. Wie die meisten Stückte des Konzertprogramms findet sich die Ballade auch auf der neuen CD «Because You Knew». Live aber spielen sie Feigenwinter, Oester, Pfammatter bereits neu: Mit einem Riff brechen sie die Form auf, um mehr Frische durch das alte Tune wehen zu lassen.