Hans Feigenwinter, Pianist, Bänz Oester, Bassist, Norbert Pfammatter, Schlagzeuger

 Feigenwinter 

 Oester 

 Pfammatter 

  Zurück

Jazz im Seefeld

Nicole Seipp-Isele, Februar 2020


«Feigenwinter-Oester-Pfammatter» geben sich die Ehre. Bei «Jazz im Seefeld» gastieren am kommenden Mittwoch drei Protagonisten der europäischen Jazzszene.

«Manchmal braucht es nicht mehr als zwei Trommelstöcke und das Schicksal eines Menschen ist besiegelt», so beginnt die Biografie Norbert Pfammatters auf seiner Homepage. Der Satz trifft ins Schwarze. Doch es gibt noch so viel mehr zu sagen über einen Schlagzeuger, dessen Instrument ihm alles bedeutet. «Das Schlagzeug ist zu meinem Ausdrucksmittel geworden und nimmt wohl den grössten Platz in meinem Leben ein. Die Art wie ich höre, wie ich denke, wie ich meinen Tag gestalte, alles ist geprägt von meinem Leben mit der Musik und mit diesem Instrument im Besonderen», erklärt Pfammatter und erinnert sich, wie ihn die Klänge von Trommeln und Cymbeln seit frühester Kindheit angezogen und seither nie mehr losgelassen hätten. Es komme ihm aus heutiger Sicht so vor, als wäre von Anfang an klar gewesen, dass dies sein Instrument sein würde. Und das hört man: Im Spiel verschmelzen beide. Der Sound ist ebenso detailverliebt wie pointiert.

Am kommenden Mittwoch steht Pfammatter im Kollektiv «Feigenwinter-Oester-Pfammatter» auf der Bühne. Die drei Musiker legen Wert auf diese Bezeichnung und möchten sich nicht als Trio mit Bandleader im klassischen Sinne verstanden wissen. So basiert das Zusammenspiel auf einem langen gemeinsamen Weg und einer intensiven Auseinandersetzung von jedem mit jedem und jedem mit sich selbst. In diesem Sinne ist es umso bezeichnender, dass sich der Name der Band aus den Namen der Protagonisten selbst bildet.

Lauscht man den Klängen wird schnell klar. Hier wird kein egozentrisches Aufsehen erregt. Feigenwinter, Oester und Pfammatter sind eingespielt und dabei nicht mehr auseinander zu dividieren. Ihr Spiel wird mit Telepathie verglichen, die im Laufe der Jahre wie selbstverständlich aus ihrer Arbeit hervorging. Solo und Interaktion scheinen sich gegenseitig zu bedingen.

Und wie hört sich ihre Symbiose an? Man nehme das Great American Songbook und den Jazzkanon und reichere diesen mit der unverkennbaren kreativen Handschrift des Trios an. Der Sound Bänz Oesters, einer der renommiertesten Bassisten der Schweiz schmeichelt. Und dennoch wagt er mit seinem soliden Spiel zugleich abenteuerliche Experimente. Der Pianist Hans Feigenwinter beschäftigt sich unter anderem mit Kompositionsarbeiten und er vertonte einige Hörspiele. Folglich kennt er sein Handwerk von der Pike auf und das widerspiegelt sich in seiner dezenten Improvisation. Pfammatter hingegen zeigt sich im Groove versiert kreativ. Was alle vereint, ist niemals abzudriften und den roten Faden zu verlieren und die Gabe Klassikern ihr unerschöpfliches Potenzial anzuerkennen. Ein Song auf ihrem neuen Album trägt den Titel «The Edge» – englisch für Kante, Saum und Umrandung. Und auch hier ist der Name Programm: Bei Bänz-Oester-Pfammatter darf Bestehendes wachsen, zuweilen ausufern aber niemals aus dem Ruder laufen. Auch darin besteht die Qualität einer Band, etwas zu produzieren, ohne sich selbst zu produzieren. Alt und Neu, Tradition und Improvisation gehen synchron und dürfen nebeneinander bestehen. «Tradition ist die Geschichte, die Vergangenheit, vor allem alles das aus der Vergangenheit, was gut genug war, um in Erinnerung zu bleiben. Improvisation ist der Moment, das Jetzt, die Gegenwart, das Kernelement unserer Musik», so Norbert Pfammatter. Dieser Spagat gelingt «Bänz-Oester-Pfammatter» ohne Gleichen.