Hans Feigenwinter, Pianist, Bänz Oester, Bassist, Norbert Pfammatter, Schlagzeuger

 Feigenwinter 

 Oester 

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Basellandschaftliche Zeitung

Christoph Ràcz, 1. September 1999


Hans Feigenwinter, Bänz Öster, Norbert Pfammatter – Review
Hans Feigenwinter, Bänz Öster, Norbert Pfammatter – Review

Vom Aggregatzustand des Jazz
«Great American Songs» im Byrd's Eye

Basel. Gas, das ist jener Aggregatzustand, in welchem die Stoffe leicht und flüchtig werden. GAS haben drei Schweizer Jazzmusiker auch als Abkürzung für «Great American Songs» gesetzt, jenen musikalischen Rohstoff, der sozusagen ewig halten soll, verdichtet im traditionsreichen Liederbuch des Jazz. Flüchtig und fest: Das sprachliche Spiel des Trios Hans Feigenwinter (Piano), Bänz Oester (Kontrabass) und Norbert Pfammatter (Schlagzeug) mit «GAS»-Mehrdeutigkeiten findet seine konsequente Entsprechung in der Musik. 

Wie überzeugend das klingt, wenn sich die drei Schweizer Top-Jazzer mit improvisatorischer Leichtigkeit und viel Spielfreude den Klassikern der 20er, 30er und 40er Jahre zuwenden, das war im Basler Jazzclub The Bird’s Eye zu hören. Leicht und transparent interpretierte das Trio «On Green Dolphin Street» und «Laura», verlieh Cole Porters zärtlichem «You’d Be So Nice To Come Home To» einen Hauch lasziver Erotik.

Zwischen gasförmig und fest ist ein Stoff flüssig – auch den dritten Aggregatzustand integrierten die drei in ihr musikalisches Konzept. Flüssig, fliessend, treibend verwoben sie Rhythmen und Melodien der Songs zu einem eintspannten Ganzen. Norbert Pfammatters virtuoses aber nicht überbordend verschnörkeltes Schlagzeugspiel legte den flirrenden, oft mit Jazzbesen gewischten Boden. Bänz Oester legte darüber warm und weich gespielte Begleitlinien. Und Hans Feigenwinter breitete dazu seine melodischen Improvisationen aus.

Die grosse Könnerschaft des Pianisten fesselte nachhaltig. Locker tippte er improvisatorische Ideen an und wusste bei bekannten Songs im Spiel mit den Erwartungen des Publikums mit unerwarteten Tönen oder Auslassungen zu überraschen. Der luftige Eindruck seiner Musik entstand auch aus seiner Vorliebe für schlanke Klänge und Melodielinien, die er kanonartig von der rechten zur linken Hand und zurück wandern liess, leichthändig mehrstimmig spielte.

Faszinierend am Auftritt von GAS – das Konzept ist mittlerweile zum Namen des Trios geworden – war aber auch die Kommunikation der drei Musiker. Die Lust am Spiel war deutlich hörbar. Sie warfen sich gegenseitig Motive zu, begleiteten die Soli der Kollegen sorgfältig und verzierten ihre Begleitmuster, ohne in Aufdringlichkeit zu verfallen. Bänz Oester erwies sich in seinen Improvisationen, die er dank einem speziell verlängerten Hals seines Basses bis in tiefste Töne führen konnte, als hochmelodischer Gestalter. Und Norbert Pfammatter lieferte in seinen solistischen Ausflügen ein mitreissendes Wechselspiel von Kontrolle und Explosion.

Mit GAS strebten die Jazzer nicht eine revolutionäre Bearbeitung klassischen Materials an sondern deren Verwandlung in einen leichten, dennoch gehaltvollen Zustand. Doch wirkte ihre Musik nicht flüchtig, sie weckte vielmehr Lust, nach dem Ende das Gehörte gleich noch einmal anzuhören.